Dampfender Tee und grüne Berge – Unterwegs in Südchina

In Südchina scheint alles in Bewegung und gleichzeitig ganz still: Nebel steigt aus den Wäldern, Bambuswälder rauschen, und irgendwo in einem kleinen Porzellan-Schälchen zieht leise ein Tee. Es ist eine Region voller Tiefe – landschaftlich, kulturell und spirituell. Für uns war Südchina nicht nur eine Reise, sondern eine Erfahrung, die nachwirkt. Und natürlich: eine Entdeckung der Teekunst auf einem neuen Niveau.

In diesem Artikel nehmen wir Dich mit auf eine Reise durch die südchinesischen Provinzen – vor allem Yunnan, Guangxi und Guangdong. Wir stellen Dir drei besondere Tees und Heilpflanzen vor: Pu-Erh-Tee, Gynostemma (Jiaogulan) und Chrysanthemenblüten. Außerdem geben wir Dir Ausflugstipps – und ein Tee-Rezept, das die Essenz Südchinas einfängt.

1. Pu-Erh – Der alte Weise unter den Tees

Pu-Erh stammt ursprünglich aus Yunnan und wird dort teilweise seit über 1000 Jahren getrunken. Er wird fermentiert und mit dem Alter immer wertvoller – ein Tee, den man reifen lässt wie Wein. Du findest ihn auf Märkten in Xishuangbanna, in Teestuben in Kunming und sogar in abgelegenen Bergdörfern.

Wirkung: Verdauungsfördernd, stoffwechselanregend, wärmend – in der traditionellen chinesischen Medizin gilt er als ausgleichend für das Qi.

Zubereitung: Ein kleines Stück des gepressten Tees mit 90–95 °C heißem Wasser übergießen. Kurz ziehen lassen und mehrfach aufgießen – jeder Aufguss schmeckt anders.



2. Jiaogulan – Das Kraut der Unsterblichkeit

In den Bergregionen von Guangxi wächst eine Pflanze, die als Xiancao (Unsterblichkeitskraut) bekannt ist. Jiaogulan ist verwandt mit Ginseng, aber sanfter in der Wirkung. Die Menschen in diesen Regionen trinken ihn täglich als Tee – oft bis ins hohe Alter.

Wirkung: Stärkend, stressmindernd, blutdruckregulierend, antioxidativ.

Zubereitung: Ein Teelöffel getrocknete Blätter mit heißem (nicht kochendem) Wasser übergießen, 5–7 Minuten ziehen lassen. Der Geschmack ist leicht süßlich und erinnert an grünen Tee mit einem Hauch Minze.

3. Chrysanthemenblüten – Die Blume der Klarheit

Chrysanthementee wird besonders im südlichen Guangdong getrunken – oft als Begleitung zu Dim Sum oder nach einer Mahlzeit. Er wird aus kleinen gelben Blüten hergestellt und ist fast durchsichtig im Aufguss – ein zarter, aber wirkungsvoller Tee.

Wirkung: Kühlend, klärend für Augen und Kopf, entgiftend.

Zubereitung: Zwei bis drei getrocknete Blüten mit heißem Wasser übergießen, 3–5 Minuten ziehen lassen. Besonders fein mit einem Stück Kandiszucker oder Gojibeeren.

Südchinas stille Wunder – Orte, die berühren

Wenn Du das südliche China selbst entdecken willst, empfehlen wir Dir:

  • Die Reisterrassen von Longji (Longsheng, Guangxi) – morgens im Nebel ein fast mystischer Ort, voller Ruhe und Tiefe.

  • Xishuangbanna (Yunnan) – tropisch, grün, mit Teeplantagen und Märkten, die nach Erde und Kräutern duften.

  • Wuyishan (Fujian, nah an Südchina) – berühmt für Oolong-Tees und taoistische Teerituale.

  • Die Teestraßen von Chaozhou (Guangdong) – hier lebt die traditionelle Gongfu-Teezeremonie wie kaum anderswo.

Rezeptidee: Südchinesischer Morgenaufguss

Ein Tee, der Klarheit und Energie für den Tag bringt – traditionell, einfach und voller Wirkung.

Zutaten (für eine kleine Kanne oder mehrere Aufgüsse):

  • 1 TL Pu-Erh-Tee

  • 1 TL Jiaogulan

  • 2–3 Chrysanthemenblüten

  • Optional: 1 getrocknete Gojibeere oder ein Stück Kandiszucker

Zubereitung:
Alle Zutaten in eine Teekanne oder Gaiwan geben, mit 90 °C heißem Wasser übergießen. Nach 1–2 Minuten den ersten Aufguss trinken, danach mehrfach erneut aufgießen. Die Mischung wird mit jedem Aufguss sanfter und tiefgründiger.

Unser Tipp: 

Nimm Dir Zeit. Beobachte, wie sich die Blätter entfalten. Trinke langsam. Südchinas Teekultur ist nicht nur Genuss – sie ist Meditation in Bewegung.